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  • schoening6

Tag 6 – Wenn die Ungerechtigkeit sichtbar wird…

Es hämmert, es kracht, es rappelt. Es wird immer lauter. Es kommt immer näher. Was bitte ist das so früh am Morgen? Und dann wird es klar. Unsere Quartiere sollen geräumt werden. Wir werden aufgefordert aufzustehen, unsere Sachen zu packen und zu gehen. Dass wir dem Bürgermeister zur Wiederwahl verholfen haben, kommt uns nun teuer zu stehen. Kein Visum, kein Schuldenerlass. Satt dessen setzt er um, was er angekündigt hatte: unsere Abschiebung. Wir müssen wieder laufen. Zeit unsere Sachen einzupacken haben wir kaum. Die Bauarbeiter stehen neben uns und weisen uns an schneller zu machen. Sie müssen mit den Fundamentarbeiten für die neue Mall beginnen, die der Bürgermeister geplant hat.



Und so laufen wir und wissen nicht wohin. Erst einmal nur weg. Weg von dem Ort, an dem sich unsere Hoffnungen und Träume erfüllen sollten, hinein ins Ungewisse. Plötzlich geht es nicht mehr so schnell vorwärts. Die Leute ganz vorne werden langsamer. Sie gestikulieren und bleiben schließlich vor einem Denkmal mit drei Kreuzen stehen. Als alle dort angekommen sind, blicken wir in freundliche Gesichter. Menschen, die uns zugewandt sind und uns Essen anbieten. Eine wahre Wohltat, da wir keine Zeit zum Frühstücken hatten. Zu schnell mussten wir New York verlassen. Die freundlichen Menschen sind keine Freunde des Bürgermeisters. Im Gegenteil: sie wollen uns dabei helfen, ein Visum zu bekommen. Dazu haben sie eine geniale Idee. Sie besorgen uns Banner und Schilder mit denen wir demonstrieren können. Gemeinsam ziehen wir in die Stadt zurück und demonstrieren am Central Park.




Am Nachmittag findet unser Sponsorenlauf statt. Wir leben auf dem SOLA in einer Geschichte, die Elemente aus dem wahren Leben aufgreift. So wie wir als Migranten in New York Ungerechtigkeit erfahren, so erleben tatsächlich immer wieder Menschen auf der ganzen Welt, dass sie ungerecht behandelt werden. Wir wollen als SOLA-Gemeinschaft etwas dazu beitragen, dass es weniger Ungerechtigkeit in dieser Welt gibt.

Deshalb laufen wir in diesem Jahr für die Organisation „Dios-te-ve“, die in Peru Kindern und Jugendlichen hilft eine Ausbildung absolvieren zu können. In Peru müssen Ausbildungen bezahlt werden, sodass Kinder aus armen Familien häufig keine Chance auf einen Beruf und eine bessere Zukunft haben. Und so überwinden wir bei genialem Wetter Hindernisse, robben durch Schlamm und rutschen zum Abschluss über eine Wasserrutsche. Am Ende sind wir erschöpft und etwas nass, aber glücklich auf diesem Weg einen kleinen Teil zu mehr Gerechtigkeit in dieser Welt beitragen zu können.



In der Abendveranstaltung hören wir von Cari, wie Jesus mit zwei Fischen und fünf Broten, die ein kleiner Junge ihm bringt, fünftausend Menschen satt macht. Jesus möchte uns gebrauchen, um Ungerechtigkeit in der Welt abzubauen – Gott kann aus dem Kleinen, das wir für andere Menschen tun, etwas Großes machen.

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